Montag
10. September 2007
Eva Herman und der Vergleich
Unsere Presse ist schon toll. Da regen sie sich Seiten-lang auf, entstellen das Gesagte in jeder erdenklichen Weise und sind nicht in der Lage, das Gesagte wörtlich unverfälscht wieder zu geben. Normalerweise findet man im Internet alles, leider habe ich aber noch nicht gefunden, was Eva Herman wirklich gesagt hat. Heute Morgen war der Mitschnitt im WDR 2 zu hören. Danach hat sie etwas ganz anders gesagt, als in den bruchstückhaften, zum Teil falschen Wiedergaben dargestellt wird. Leider habe ich den korrekten Text noch nicht im Internet gefunden und mein Gedächtnis ist nicht so gut, dass ich es wirklich wiedergeben könnte.

Hier mal ein Versuch es zu rekonstruieren (und als Quelle Bild):

„Es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle ...“ [Quelle: bild.de]

Dies stimmt soweit ich mich erinnere mit dem von mir gehörten überein. Aber hinter den Pünktchen fehlt etwas und die Fortsetzung kann nicht lückenlos sein, denn ist grammatikalisch falsch und es wäre mir übel aufgestoßen.

Und weiter: „Aber es ist damals auch das, was gut war, und das sind die Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt, ...“

Eigentlich müsste das "ist" ein "gab" sein, aber setzen wir man vor das "Aber" ein Komma, dann geht der Satz weiter, das "ist" passt und es fehlt der Schluss. Und der ging sinngemäß etwa so: ... und in der Folge auch von den 68ern abgeschafft worden.

Hier fehlt mir noch etwas über den Missbrauch, das bekomme ich aber nicht zusammen.

Nur leider hilft hier Bild nicht weiter, denn nun wird nicht mehr zitiert, sonder verkürzt von der Abschaffung durch die 68er gesprochen.

Bild: Diese Wertschätzung der Mütter im „Dritten Reich“ hätte Jahrzehnte später die 68er-Generation wieder abgeschafft.

Warum wird jetzt nicht weiter wörtlich zitiert? Eine mögliche Antwort: Weil die Wahrheit nicht passt und BILD die Meinung bildet.

Für mich bezog sich das was gut war auf die Zeit vor dem Nationalsozialismus.
Dies passt zu dem, was sie laut BILD zu
zu BILD sagte: „Ich habe mich mehrfach ausdrücklich vom ‚Dritten Reich‘ distanziert. Man muss meine Äußerung im Gesamtkontext betrachten. Es geht nicht um Hitlers Werte, sondern um menschliche Grundwerte, die im ‚Dritten Reich‘ missbraucht und später abgeschafft wurden. Wer mich kennt und das Buch liest, weiß, dass ich links- und rechtsextreme Parteien aus tiefster Überzeugung ablehne. Es ist ein Halbsatz, der zu diesem Missverständnis geführt hat.“

Und genau so hatte ich die Äußerung verstanden. Wie üblich trägt BILD ich viel zur Aufklärung bei, in dem sie im entscheidenden Halbsatz verkürzt und nicht zitiert.

Schade. Noch schlimmer ist, dass kaum einer den wahren Wortlaut kennt, aber fleißig mitreden kann. Oder distanziert man sich von der Feststellung, dass das Dritte Reich diese Werte missbraucht hat?

Nachtrag: Bei RTL fängt der Videomitschnitt mitten im Satz an: " ... ist damals eben auch das was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt, das wurde abgeschafft ..."

In dem vorgeblich wörtlichen Zitat der BILD fehlt das "eben" und das "die" vor Werte ist zuviel. Warum beendet BILD das Zitat vor dem "das wurde abgeschafft"?

Auch hier kein Beitrag zur Aufklärung, denn danach hätte das Dritte Reich die Werte abgeschafft. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

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